Alle vier neunten Klassen der Thomas-Morus-Schule haben in diesem Jahr eine besondere und bewegende Fahrt unternommen: Im Rahmen unserer Verpflichtung, die wir mit dem Erhalt des Gütesiegels „Zusammen gegen Antisemitismus“ eingegangen sind, besuchten wir die Gedenkstätte des ehemaligen Durchgangslagers Westerbork in den Niederlanden.

Die Gedenkstätte liegt rund 177 Kilometer von Osnabrück entfernt und spielte während der Zeit des Nationalsozialismus eine zentrale Rolle in der systematischen Deportation niederländischer Jüdinnen und Juden. Mehr als 107.000 Menschen wurden von hier aus unter anderem nach Auschwitz, Theresienstadt oder Bergen-Belsen deportiert. Nur etwa 5.000 von ihnen überlebten.

Besonders eindrücklich war für viele Schülerinnen und Schüler der Bezug zur Lebensgeschichte von Anne Frank, die mit ihrer Familie ebenfalls über Westerbork deportiert wurde. Ihr Weg führte schließlich nach Bergen-Belsen, wo sie verstarb. Anne Frank hatte während ihrer Zeit im Amsterdamer Versteck engen Kontakt zu Peter van Pels, einem Jungen aus Osnabrück. Noch heute erinnert ein Stolperstein in der Osnabrücker Innenstadt an ihn.

Vor Ort wurden wir von Anna, unserer engagierten Guide aus Berlin, begleitet, die in Westerbork ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Mit großer Sachkenntnis und spürbarer Anteilnahme vermittelte sie uns die erschütternden Lebensbedingungen im Lager: Menschen, die sich zuvor versteckt hatten, wurden besonders grausam behandelt – sie mussten ihre Haare lassen, erhielten keine eigene Kleidung, trugen Holzschuhe und schliefen zu viert in einem Bett. Eigentum und Würde wurden ihnen vollständig genommen.

Der wohl erschütterndste Teil ihres Berichts war die Beschreibung der Deportationen in ehemaligen Viehwaggons, die oft nachts erfolgten. Insgesamt 93 Züge verließen Westerbork in Richtung der Vernichtungslager. Besonders verstörend war auch das Verhalten des Lagerkommandanten SS-Obersturmführer Albert Konrad Gemmeker, der sich in Einzelfällen scheinbar fürsorglich zeigte – wie bei einem frühgeborenen Säugling, für den er einen Brutkasten organisierte – nur um Mutter und Kind später doch auf die Deportationsliste setzen zu lassen.

Die Schülerinnen und Schüler verließen die Gedenkstätte tief bewegt. Einige Eindrücke:

„Mich hat fasziniert, dass das Haus des Lagerkommandanten noch heute steht.“

„Mich hat bewegt, dass der Lagerkommandant nach dem Krieg in den Niederlanden nur zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, aber bereits nach sechs Jahren freikam und unbehelligt in Deutschland weiterlebte.“

„Mich hat geschockt, dass die Insassen bis zuletzt hofften, sie könnten wieder in die Freiheit kommen.“

Diese Gedenkstättenfahrt hat uns allen erneut bewusst gemacht, wie wichtig das Erinnern ist – nicht nur als historische Pflicht, sondern als Mahnung für unser heutiges Handeln: Nie wieder!