„Was leuchtet da rot über dem Tora-Schrank?“ Eine der ersten neugierigen Fragen, als wir mit den Klassen 6d und 6e die Synagoge betreten. Es ist das Ewige Licht. Denn wie in der katholischen Kirche zeigt es auch hier die Gegenwart Gottes an. Des Gottes, an den die drei monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – glauben.

Im Rahmen des KLU sind wir mit den beiden sechsten Klassen, den Klassenlehrkräften Frau Brand und Herrn Huß und mir, der Religionslehrerin der 6e, hierhergefahren, um das kurz zuvor abgeschlossene Thema „Judentum“ zu vertiefen.

Konzentriert hören die Kinder Lea Mor zu, die wie schon so oft ihre Zeit investiert, um anderen ihre Religion zu erklären. Sie ist die Tochter von Erna de Vries, die Auschwitz überlebte und seit 1998 bis zu ihrem Tod vor vier Jahren ihr Leben in den Dienst der Aufklärung stellte.

Wenn Lea Mor eine Frage stellt, schnellen stets mehrere Finger in die Höhe. Ah, es ist also doch einiges vom MORUS-Plan „Judentum“ hängengeblieben! In Gruppen dürfen die Schüler:innen zur Bima, dem Lesepult, nach vorn gehen und eine Tora aus der Nähe betrachten. Immer wieder melden sich die Sechstklässler:innen auch selbst mit Fragen zu Wort. Am Ende wird Lea Mor noch nach negativen Erlebnissen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit gefragt. Sie antwortet, dass sie in Osnabrück bislang keine gehabt habe, dies in Großstädten wie Berlin aber ganz anders aussehe. Nach ihrer Familie gefragt, berichtet sie, dass zahlreiche Mitglieder in der Zeit des Nationalsozialismus gestorben sind. Sie und ihr Bruder wanderten zunächst nach Israel aus. Als alleinerziehende Mutter kehrte sie zu ihrer Familie nach Deutschland zurück. Gern hätten wir noch viel mehr gefragt, doch wie so oft war die am Ende die Zeit zu knapp.

Hinterher meint ein Schüler: „Der Besuch der Synagoge war gut.“ Und zeigt mir: Daumen hoch.

Text und Fotos: Martina Kruse