„Das gehört sich nicht!“

Konrektorin Gaby Schiffbänker am 14.03.2017

Elternabend in meiner Klasse. Anlass war ein Klassenbucheintrag eines Kollegen, die Klasse habe sich daneben benommen. Ja, das hat mich geärgert und ich wollte Eltern um Mitarbeit bitten, über das Verhalten ihrer Kinder zuhause ins Gespräch zu kommen. Aber eigentlich ist meine Klasse sehr umgänglich, kann ihr Verhalten gut begründen und das habe ich auch auf dem Elternabend immer wieder betont – und man kann die Jugendlichen im Grunde ja auch verstehen… .

Muss man tatsächlich immer verstehen, sprich, für alles Verständnis haben? Eine Mutter sagte dann auf dem Elternabend: „Das gehört sich nicht“. Ich dachte zunächst ein wenig befremdet, was ist das für eine Redewendung, die habe ich als Kind gelernt, ist das nicht etwas spießig? Heute muss ich mich doch nicht mehr an womöglich verstaubte moralische Regeln anpassen, schließlich lebe ich in Freiheit, ich darf meine Individualität ausleben. Alles andere klingt nach Anpassung oder gar Opportunismus. Leben in Freiheit, heißt das, sich so zu verhalten, wie es die Großen der Welt tun, die unzensiert sagen dürfen, was sie meinen, die mit Beleidigungen um sich werfen können, Pauschalverunglimpfungen von sich geben dürfen? – Mag das auch Gründe haben, für die man möglicherweise Verständnis aufbringen sollte… .  Nein, das gehört sich nicht!

Danke dieser Mutter, für die eine solche gemeinschaftsdienliche und würdevolle Denkweise noch gilt.