„Die AfD nervt mehr als Hausaufgaben“ – auf dieses Schild einer Schülerin fiel mein Blick, als ich am Samstag die Kirche St. Johann betrat. Ich musste schmunzeln. Wie schön, dass es noch etwas gibt, was mehr nervt als meine Hausaufgaben. Doch schnell wurde ich wieder ernst, denn der Anlass war es auch.

Die Schüler:innenvertretung der Osnabrücker Schulen und der Stadtschülerrat hatten in Zusammenarbeit mit der Schulstiftung und dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung zu einer multireligiösen Feier eingeladen, um gemeinsam ein Zeichen für Vielfalt, Solidarität und Würde zu setzen.

Die Einführung übernahm eine unserer Schülersprecherinnen, Hanna Nienhaus. Manouri Gardini, Schülerin der 10e, war an den Fürbitten beteiligt.  Dechant Schomaker der Pfarrei St. Johann führte durch die Feier. Neben christlichen Texten waren auch muslimische und ein jüdischer zu hören. Eine schöne Idee waren auch die Armbänder, auf denen wir den Satz „Demokratie ist …“ individuell vervollständigen sollten. Anschließend halfen wir uns gegenseitig beim Umbinden. Die zwischenzeitlich gesprayten Schilder „Richtgeschwindigkeit 100% für Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt“ begleiteten uns zur anschließenden Kundgebung auf dem Domvorplatz. Die unterschiedlichsten kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Gruppen hatten hierzu eingeladen.

Der Platz füllte sich zusehends und zum Schluss erstreckte sich die Menschenmenge weit darüber hinaus – angefangen von Kleinkindern über viele, viele junge Menschen bis hin zu den Omas gegen Rechts. Ein Meer von Menschen mit bunten Schildern, deren Kreativität nur ein Ziel hatte: für ein demokratisches Miteinander zu werben.

Manche Schilder knüpften an die Vergangenheit an: „Nie wieder ist jetzt!“ Denn die allermeisten von uns blicken mit Abscheu und Entsetzen auf die Zeit des Nationalsozialismus. Doch was sind wir bereit, dafür zu tun, dass sich dies tatsächlich nicht wiederholt? Bei uns im Lehrerzimmer hängt ein kleines Plakat. Darauf steht: Wenn du dich nicht um mich kümmerst, verlasse ich dich – unterzeichnet: Demokratie.

Besonders beeindruckend fand ich die Rede des 23-jährigen Studenten Suraj Mailitafi, der 2010 nach Deutschland gekommen war. In bewegenden Worten warb er für eine positive Sichtweise auf Unterschiedlichkeit: „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die Schönheit in der Differenz liegt.“

Wir sind eine christliche Schule. Und deshalb möchte ich mit einem Bibelzitat schließen: Gott schuf den Menschen nach seinem Abbild – alle Menschen (nach Genesis 1,27).

Text: Martina Kruse

Fotos: Maria Seubert, Martina Kruse