An der Tür des Raums A3 steht „Industrie 4.0“. Der Raum gehört nicht zu einem Unternehmen, das sich gerade den aktuellen Fragen der Transformation stellt, sondern er ist in einer Schule zu finden: Der Thomas-Morus-Schule in Osnabrück. Die Oberschule hat die Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz MINT – in ihrem schulischen Leitbild verankert und konzipiert Unterricht und Projekte so, dass viele MINT-Zusammenhänge praxisnah erlebt werden können. Dafür ist sie nun erneut als niedersächsische „MINT-Schule“ ausgezeichnet worden. So ist die TMS eine von nur 19 MINT-Schulen in Niedersachsen, die diesen Titel tragen dürfen und vom regelmäßigen Austausch im landesweiten Netzwerk profitieren.
Dass dahinter nicht nur einzelne Lehrkräfte stecken, sondern echtes Teamwork, wird bei der Übergabe der Auszeichnung deutlich. Die Lehrkräfte berichten von den unterschiedlichsten Profilangeboten, Wahlpflichtkursen und MINT-Projekten. In den Jahrgängen gibt es Schülerinnen und Schüler, die im Bereich Werken/Technik aktiv sind, die Informatikkurse belegen, „MINT für Mädchen“ entdecken, Webseiten programmieren, den Umgang mit sozialen Medien lernen oder im Schulgarten aktiv sind. „Die Bewerbung und Zertifizierung als MINT-Schule hat viel Motivation in unser MINT-Team gebracht“, betonte die Biologielehrerin Gertrud Kassing anlässlich der Rezertifizierung. In der Kooperation innerhalb der TMS und im Kontakt mit den anderen niedersächsischen MINT-Schulen entstünden immer wieder neue Ideen. Katrin Pannenborg, kommissarische Schulleiterin, ist sicher, dass die aktive MINT-Orientierung die Schule weiterbringt: „Auch in der Berufsorientierung sind wir stark, z. B. durch regelmäßige Praktika, bei denen übrigens auch Mädchen in MINT-Felder gehen. Wir leben das Thema und viele Schüler wählen uns bewusst an, weil z. B. unsere Wahlpflichtkurse Industrie 4.0 und Robotik bekannt sind.“ Als zweiter Konrektor ist Ingo Voß froh, dass die Schule dies dank guter Ausstattung ermöglichen kann, aber letztlich hänge viel am Engagement der Lehrkräfte. „Wir arbeiten als großes Team und teilen Unterrichtsmaterial und Erfahrung“, so werde auch fächerübergreifendes Lernen möglich, verdeutlichte Voß.
Im Gespräch mit dem Kuratoriumsmitglied der VME-Stiftung Dennis Dierker, Leiter Personal der Titgemeyer Beteiligungs GmbH, sowie der Geschäftsführerin der VME-Stiftung Sabine Stöhr und der Projektkoordinatorin Kerstin Pentermann wurde aber auch deutlich, wo der Schuh drückt: Dierker berichtete, dass die Betriebe viele Jugendliche so orientierungslos wie selten zuvor erleben. Das läge einerseits an der großen Auswahl an Möglichkeiten, aber auch daran, dass berufliche Orientierung an vielen Schulen immer noch zu kurz komme. Umso beeindruckender sei, was an der TMS geleistet werde.
Die Initiatoren von MINT-Schule Niedersachsen sind die Stiftungen der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen, die gemeinsam mit dem Niedersächsischen Kultusministerium auch in der Jury aktiv sind. Das Schulschild „MINT-Schule Niedersachsen“ symbolisiert die erfolgreiche Rezertifizierung, mit der die TMS erneut für ihr überdurchschnittliches Engagement in den Fächern Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gewürdigt wird. Überreicht wurde es daher bewusst inmitten von Robotern und 3D-Druckern im Raum A3 „Industrie 4.0“.
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VME-Stiftung, Kerstin Pentermann