Auszug aus unserem Schulgemeinschaft-online-Impuls am Morgen des 25. Februar 2022:
In den frühen Morgenstunden des 1. September 1939 begann der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen mit dem Beschuss polnischer Befestigungen auf der Westerplatte vor der Freien Stadt Danzig durch das Linienschiff „Schleswig-Holstein“.
Vorangegangen waren verschiedene anti-polnische Berichterstattungen der NS-Propaganda und der fingierte Überfall auf den Sender Gleiwitz, der als Rechtfertigung für die deutsche Aggression dienen sollte.
Die Kampfhandlungen dauerten bis zum 6. Oktober 1939 an und endeten mit der Kapitulation der polnischen Streitkräfte. Dieser hinterhältige Angriffskrieg ist beispiellos in der Weltgeschichte.
Ist? Nein, war.
Am 24. Februar 2022 überfällt Russland mit einer Übermacht an Militär das demokratisch freie Land Ukraine. Der Machthaber Russlands spricht von einer Notwendigkeit. Russland müsse den Völkermord in der Ukraine unterbinden, das Land von Faschisten befreien, also entnazifizieren und dem Militär die Streitmacht nehmen, entmilitarisieren. Die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine meint der russische Präsident absetzen zu müssen.
Bis vorgestern verhandelten die wichtigsten Politiker der Welt mit dem Präsidenten Russlands und baten ihn eindringlich, einen Krieg mit der Ukraine zu verhindern. Alle geschickten Diplomaten aus aller Herren Länder wurden aufgeboten, um den Staatschef zur Vernunft zu bewegen. Alle Gespräche, alle Bemühungen sind ins Leere gegangen. Gestern hat der Präsident Russlands den Angriff befohlen.
Liebe Schülerinnen und Schüler,
wir leben seit langer langer Zeit in Frieden. Unsere Generationen kennen keinen Krieg. Er ist für uns unvorstellbar. Im wahrsten Sinne des Wortes können wir uns kriegerische Zustände nicht vorstellen. Sie erscheinen nicht real.
Und die aktuellen bzw. vergangenen Kriege der jüngsten Zeit fanden fast alle weiter weg auf der Welt statt. Wir hörten von ihnen, wir sahen Bilder im Fernsehen, aber wenn wir ehrlich sind, waren sie weit genug weg, um uns wenig mit ihnen zu beschäftigen. Nun erleben wir einen Überfall-Angriffskrieg auf unserem Kontinent, Europa. Das kann doch nicht sein. Doch, es kann. Es ist Realität.
Vielleicht spürt auch ihr gerade, wie unglaublich wichtig unser gemeinsames Bemühen um Demokratie und ein Leben ohne Rassismus, ein Leben mit Mut zur Meinungsäußerung ist. Wir alle müssen uns täglich darum kümmern, dass unser Frieden nicht gefährdet ist. Er ist null selbstverständlich. Er ist ein zerbrechliches Gut, das wir ganz doll pflegen müssen. In jeder Minute, in jeder Sekunde unseres gemeinsamen Miteinanders. Nur eine funktionierende Gemeinschaft bewahrt uns vor Krieg und Überfall.
Und deshalb treffen wir uns heute Morgen. Wir möchten euch ganz dringend zeigen, dass wir alle zusammengehören. Wir sind die demokratische Gemeinschaft der Thomas-Morus-Schule. Für uns ist die Würde eines jeden Menschen unantastbar. Wir leben, um uns gegenseitig gutzutun, nicht um uns Schaden zuzufügen.
Und wir sind nicht selten gemeinsam im Gebet vereint. Wir vertrauen auf Gott, der seinen Blick auf alle Menschen richtet. Auch auf die ukrainische Bevölkerung, die vor Angst gerade nicht aus und ein weiß. Gott ist da. Wir können uns jederzeit an ihn wenden und Trost und Hilfe suchen.
Ob wir unseren Gott dabei Jahwe, Allah oder einfach nur höhere Macht nennen, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass wir im Gebet, also im gemeinsamen Denken vereint sind.
Wir sind im Besonderen ganz nah an all unseren Schüler:innen, die durch verwandtschaftliche Beziehungen in die Ukraine unmittelbar mit dem Krieg in Berührung geraten. Bitte sprecht uns an, wenn wir helfen können. Hier trägt Gemeinschaft – wir zusammen!
DANKE für unser gemeinsames Gebet.