Schulleiter Matthias Wocken am 24.03.2020

„Müde bin ich, geh zur Ruh“ ist ein Nachtgebet von Luise Hensel. Sie verfasste das vierstrophige Gedicht als 18-Jährige im Herbst 1816 in Berlin. Luise war eine evangelische Pfarrerstochter, die, während sie zum katholischen Glauben konvertierte, diese Gedanken im Geist der Romantik aufschrieb.

Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe meine Augen zu.
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bette sein.

Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es, lieber Gott, nicht an.
Deine Gnad und Jesu Blut
machen allen Schaden gut.

Alle, die mir sind verwandt,
Gott, lass ruhn in deiner Hand;
alle Menschen, groß und klein,
sollen dir befohlen sein.

Müden Herzen sende Ruh,
nasse Augen schließe zu.
Lass den Mond am Himmel stehn
und die stille Welt besehn.

Dieses Gebet kenne ich seit meiner Kindheit. Ich habe es oft, aber auch häufig vollkommen gedankenlos gebetet. Es hat sich mir so eingebrannt, dass ich es abspulen kann.

In diesen Tagen jedoch kommt es mir Abend für Abend inhaltlich total intensiv in den Sinn. Vater, wach über meinem Bett. Pass auf mich auf. Aber nicht nur auf mich, pass auf alle auf. Und, lass Ruhe einkehren. Müde Herzen und nasse Augen bekommen Schlaf und der Mond scheint auf unsere Welt, die augenblicklich so still ist, wie ich sie noch nie erlebt habe. Danke, dass du alles, was ich aufrichtig bereue, gnädig siehst. Und danke, dass Jesus für unsere Fehler sein Blut vergossen hat. Dass er die Schuld von uns nimmt.

Wow, klingt das fromm. Ich habe mein Kindernachtgebet nie so empfunden. Es reimte sich immer klasse und es beruhigte irgendwie. Jetzt, aktuell, löst es unglaublich Wärme aus. Hoffnung keimt beim Sprechen auf und Großes erscheint klein.

Der, mit dem ich es oft zusammen bete, hat mir gesagt, „dieses Gebet ist für mich immer da“. Stark, was für eine geniales Lebenspfund. Gerade zeigt sich, was wirklich zählt.

Passt gut aufeinander auf!