Schulleiter Matthias Wocken am 18.03.2020
Nun sind nicht mehr nur die Schulen geschlossen. Das gesamte soziale Geschehen in Deutschland ist auf das Nötigste runtergefahren. #StayFuckHome sehe ich in Facebook und Twitter auf reichlich Profilpics. Die Schulgemeinschaft übt das schon seit Montag.
Jetzt aber der klare Appell der führenden Virologen: Bleibt endlich alle zuhause! Meine Familie hat sich überlegt, wie bringen wir die gemeinsame Zeit möglichst lecker rum. Und siehe da… Ich kannte bisher nur den Rübensirup aus gleichem Hause 🙂
Gibt es nicht ganz viele Dinge, die in der unruhigen Zeit der letzten Monate verschütt gegangen sind? Telefonate mit lieben Menschen, die nicht um die Ecke wohnen, das überdimensionierte Puzzle von Weihnachten, das bisher nur die Umrandung zeigt, das Buch von Oma, welches seit einem Jahr ungelesen in der Nachttischschublade liegt…
Und daneben schicken alle Lehrkräfte fleißig Beschäftigung. Mein Sohn liest nun gleich zwei Lektüren parallel. Die eine handelt von einem Vater, der gerade im Ausland verschollen ist und seiner Familie, die aufbricht, um ihn zu suchen. Parallelwelten tun sich auf.
Kurze Frage an die katholischen Schüler*innen in der 9a, die ich kurz als Vertretungslehrer in Religion hatte. Habt ihr vielleicht jetzt schonmal an die beschriebene Unfallsituation gedacht, die viele Menschen spontan zu beten beginnen lässt? Pandemie, drohende Ausgangssperre und Shutdown sind vielleicht vergleichbare Momente. Ich wünsche euch und allen Leser*innen, dass es viele Augenblicke der Hoffnung gibt – egal, durch was sie hervorgerufen und gestärkt werden. Sollte es ein Gebet sein, schließe ich mich gerne an und vermute, dass der Draht zu Gott gerade bei vielen Menschen ganz kurz ist.