Schulleiter Matthias Wocken am 23.03.2020

Eine Metallbaufirma überprüft fristgemäß die Gängigkeit aller Außen- und Innentüren, der Architekt des Bistums bespricht kurz den Stand der Planungen für die Renovierung der Technikräume, vor mir liegt der Postordner mit dem üblichen Schriftverkehr und die Reinigungsfirma versiegelt den Boden im Naturwissenschaftsbereich. Alles wie sonst auch in den Schulferien. Ach, nein, sind ja gar keine Ferien.

Deshalb sind im IServ-Paket seit heute Morgen einige Module mehr installiert. In „Teams“ arbeiten nun noch mehr Menschen zusammen als zuvor und letzte technische Hürden werden telefonisch über dieselbe Software behoben. Schule im virtuellen Raum. Und das nach den Dauer-Corona-Nachrichten am Wochenende. Schwer überein zu bekommen. Irgendwie passt alles nicht zusammen.

Der 1926 geborene Soziologe Franco Ferrarotti sagt in einem Beitrag des Radiosenders 1LIVE: „Wenn die Krise vorbei ist, werden wir eine enorme Wiederkehr von Lebensfreude und Lust am Wiederaufbau erleben. Es wird eine Explosion an Lebensfreude geben.“ Ja, damit kann ich was anfangen! Der Mann hat immerhin den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg miterlebt und danach massiv Lebenserfahrung in Italien gesammelt. Ich nehme seine Zukunftsvermutung sehr dankend an. Alle Worte und Gedanken, die momentan mit Wucht in Richtung POSITIV gehen, dringen direkt in mein Innerstes.

Irgendwo im Ozean stößt ein Reisender auf eine alternative Gesellschaft. Sein Bericht über die Sitten und Gebräuche der Fremden stellt die Lebenswelt Westeuropas infrage, auch wenn es sich „nur“ um eine Fiktion handelt. So ging es den Lesern, die vor guten 500 Jahren das Pamphlet des englischen Humanisten Thomas Morus (1478-1535) über die Insel Utopia in den Händen hielten, komplett mit einer Karte des Landes und einem Alphabet der einheimischen Sprache.

Natürlich hatte Morus damals eine ganz andere Motivation für die Niederschrift seiner Gedanken als die Bedrohung einer kompletten Gesellschaft durch ein Virus, aber Utopien darf man sich auch in diesem Zusammenhang erdenken. Utopien sind Ausdruck von Sehnsüchten, dem Wahrnehmen von Fehlentwicklungen und letztendlich Wünsche nach Verbesserung einer Situation.

Utopien können Kräfte freisetzen, können Anschübe leisten. Denken wir utopisch. Denken wir gemeinsam mit Franco Ferrarotti und drücken allen Wissenschaftlern die Daumen für richtige Einschätzungen und die zeitnahe Entwicklung eines Impfstoffes.

Ach ja, und die Pralinen im Beitragsbild haben ein Lächeln auf die Gesichter des gesamten Verwaltungsteams gezaubert. DANKE dafür!

Viele Grüße in den Beginn der Woche!