Thomas Morus (Thomas More) wurde wahrscheinlich am 7. Februar 1478 in London geboren. Er besuchte bis zum 12. Lebensjahr die Lateinschule, dann war er als Page im Haus des Lordkanzlers und Erzbischofs Morton von Canterbury tätig.
Nach seinem Studium in Oxford war Thomas Morus in London als Anwalt, Politiker, Gelehrter und Schriftsteller bekannt. 1499 wollte er Mönch werden und nahm engagiert und begeistert am Leben der Karthäusermönche teil. Nach vier Jahren entschied er schließlich für ein Leben als Jurist und Politiker. Mit 25 Jahren wurde er Mitglied des Unterhauses.
Mit Joan Colt, der Tochter eines Landedelmannes, die er 1510 heiratete, hatte er vier Kinder. Leider starb seine Frau sehr früh. So heiratete er zum zweiten Mal, damit die Kinder wieder eine Mutter hatten.
Nach dem Tod vom König Heinrich VII leistete er oft Heinrich VIII seine Dienste in diplomatischen Missionen. 1521 wurde er zum Ritter geschlagen. Zwei Jahre später wurde er Sprecher des Unterhauses. In dieser Zeit war König Heinrich VIII. oft mit Thomas Morus zusammen und führte mit ihm philosophische Diskussionen. 1529 erfolgte die Ernennung zum Lordkanzler, dem höchsten politischen Amt nach dem König. Er war der erste, der als Laie dieses Amt bekleidete.
Doch es kam zu einem Konflikt mit dem König. Heinrich VIII wollte seine Ehe mit Katharina von Aragon vom Papst für ungültig erklären lassen. Der König wollte die Hofdame Anna Boleyn heiraten und so endlich für einen Thronfolger sorgen. Der Papst weigerte sich und der König ließ sich von dem ihm ergebenen Erzbischof von Canterbury mit Anna Boleyn trauen und löste die gesamte englische Kirche aus der Einheit mit der katholischen Kirche. Alle Geistlichen und Beamten mussten nun unter Androhung der Todesstrafe beeiden, dass der König und seine Nachfolger „als die alleinigen irdischen Häupter der englischen Kirche“ angesehen werden sollten.
Auch wenn sich fast alle Geistlichen und Beamten der sogenannten Suprematsakte unterwarfen, auch wenn Thomas Morus nie verschwiegen hatte, dass es am Papst und der Kirche vieles zu kritisieren gab, konnte und wollte er gegen sein Gewissen und seine Überzeugung dem König diesen Eid nicht leisten.
Konsequenterweise legte er 1532 alle politischen Ämter nieder, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Dadurch lebte er zeitweise in bitterster Armut. Als 1534 falsche Anschuldigungen gegen ihn erhoben wurden, brach er sein anfängliches Schweigen, verweigerte öffentlich den geforderten Eid und bestritt dem Staat das Recht, gegen die päpstliche Autorität in Gewissens- und Glaubensfragen Gehorsam zu verlangen. Daraufhin ließ der König Thomas Morus in den Tower von London werfen.
Im Juli 1535 musste er für sein Gewissen und seinen Glauben das Schafott zur öffentlichen Hinrichtung besteigen. 1935, vierhundert Jahre später wurde er von der römisch-katholischen Kirche heilig gesprochen.
Am 31. Oktober 2000 wurde er „wegen seines bis zum blutigen Martyrium erbrachten Zeugnisses für den Primat der Wahrheit vor der Macht … als unvergängliches Beispiel für konsequentes sittliches Verhalten“ als Patron der Regierenden und der Politiker vom Vatikan ernannt.