Schulleiter Matthias Wocken am 17. November 2020
„Hütet euch vor den Politikern, die auf jede Frage eine Antwort wissen.“ (Norbert Blüm)
Erneut tagten sie gestern, die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder. Es stehen weitere Einschränkungen des alltäglichen Lebens in Aussicht. Die Schulen bleiben offen? Hoffentlich! Wir sind so froh, dass wir alle Schülerinnen und Schüler Tag für Tag im Unterricht begrüßen. Wir spüren, wie sie, aber auch wir den gemeinsamen Kontakt brauchen, um fruchtbringend miteinander lernen zu können.
Plötzlich rauscht ein weiterer neuer Erlass rein: Schülerpraktika sind bis zu den Osterferien nicht erlaubt. Nur die bereits begonnenen dürfen noch durchgeführt werden. Zack! Ein weiterer Schlag ins Kontor für unsere Schülerinnen und Schüler. Sie brauchen berufliche Orientierung, sie brauchen die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Und wieder sind alternative Ideen, kreative Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen gefragt, die sich im Sinne der Jugendlichen aufmachen und Formate entwickeln, die trotz des aktuellen Infektionsgeschehens möglich sind. So langsam wird es ganz schön schwer, immer wieder neu zu denken. Langsam spürt man, wie Kreativität dem Gefühl der Resignation weichen will. Das dürfen wir um keinen Preis geschehen lassen. Wir müssen dran bleiben. Diese pandemische Zeit ist hoffentlich nur eine Lebensepisode, eine Momentaufnahme – zwar eine lange, aber eben nur ein im Verhältnis kleiner Moment im Leben der uns anvertrauten Schüler*innen. Wenn wir uns in dieser Zeit auf unsere Grundlage, das göttliche Vertrauen konzentrieren, uns bewusst machen, was das Leben eigentlich trägt, Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht, dann geht es vorwärts, Tag für Tag, Stunde für Stunde. Ein Geschenk, dass wir im Glauben Stütze und Ausblick erfahren dürfen. Unser allmorgendliches Gebet ist Zwiegespräch mit unserem Schöpfer, ist der tägliche Moment gemeinschaftlichen Nachdenkens. Christliche Schule? Vertrauensvoller Blick auf das, was geschieht, permanentes Gestalten von Gegenwart und Zukunft, gemeinsames Lernen in der Gewissheit, dass es aktuell und in kommender Zeit trägt. Das kann alles nicht falsch sein.
Im gestrigen Austausch mit einem unserer islamischen Religionslehrer sprachen wir über die „Kernbotschaften des islamischen Glaubens“. Was war am Ende des Gesprächs klar? Es geht in den Weltreligionen um „Wesentliches“, um die Essenz des Lebens. Und da sind wir uns alle so unendlich ähnlich. Wir möchten leben, gut miteinander leben. Und das fällt nun mal in guter Gemeinschaft viel, viel leichter.
Es ist in Ordnung, dass Politiker auch nur „Näherungsideen“ haben, wie wir dem Virus bestmöglich begegnen. Welche Erfahrung sollte ihnen Gewissheit im Umgang mit der Pandemie geben? Vertrauen wir darauf, dass sie uns gut durch die Zeit bringen wollen und verlassen wir uns auf die gegenseitige Fürsorge der Mitglieder unserer Schulgemeinschaft. Ein*e Schüler*in, der/die ohne Maske durch eine fremde Kohorte geht, ist kein schlechter Mensch, sondern ein junger Mensch, der gerade ohne Überlegung unterwegs ist. Es genügt, ihn/sie anzusprechen und auf den gegenseitig nötigen Schutz hinzuweisen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir für uns!
Und ganz nebenbei packen fast 100 Familien unserer Schule Weihnachtspäckchen für Bedürftige, reparieren einige Schüler*innen freiwillig unsere von Wochenendrandalierern angebrannte Sitzecke auf dem Schulhof und bereiten gute Geister regelmäßig einen erholsamen Tee für gestresste Seelen vor. Tut gut!
Kommen Sie / kommt ihr gut durch die Zeit!