Das gesamte TMS-Team traf sich am 20. März in der Synagoge in der Barlage in Osnabrück:
Schulinterne Fortbildung „Antisemitismus an Schulen“.
„Antisemitismus stellt nach Helen Fein […] eine Struktur feindlicher Vorstellungen gegenüber Juden als Kollektiv dar, welche sich in Einstellungen, Mythen, Ideologie, Folklore, Bildern und Handlungen – soziale oder rechtliche Diskriminierung, politische Mobilisierung gegen Juden, und kollektive und staatliche Gewalt – manifestiert, die dazu führen und darauf abzielen, Juden zu distanzieren zu vertreiben oder zu töten. Er stellt zudem eine moderne und politisch-kulturell situierte Form der Stereotypenbildung dar und ein Ensemble von Vorurteilen, Klischees, fixierten kollektiven Bildern, binären Codes und kategorialen Attribuierungen sowie diskriminierende Praktiken gegenüber Juden, die sich zur politischen Ideologie und zum Weltbild verdichten können. […]“ (Rensman/Schoeps 2008, S. 12 – Bernstein 2020, S. 36 – zusammengefügt von Dr. M. Schober)
Es ist schon „eine Ansage“, wenn man so klar definiert hört, was jüdische Gläubige seit Jahrhunderten durchleben. Dr. Schober beschrieb in seinem Impuls verschiedene Ausprägungen des Antisemitismus, grenzte ihn vom Rassismus ab und empfahl grundlegende Literatur zur Vertiefung.
Der anschließende Austausch zu Fallbeispielen aus schulischem Kontext brachte alle Beteiligten in ein zielführendes Gespräch. Herrn Ostendorfs Hinweis, Schüler:innen die Trennschärfe zwischen Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft und vermeintlicher Nationalität immer wieder deutlich zu machen, brachte Nachdenklichkeit. Überhaupt ist es faszinierend, die Klarheit des gesamten Teams, mit all seiner unterschiedlichen Expertise, in der Wahrnehmung antisemitischer Tendenzen, zu erleben. Wir haben sehr reflektierte und in der Thematisierung erfahrene Köpfe in unseren Reihen. Dank der Arbeit der vergangenen Monate tat es gut, bei der Bearbeitung der Fallbeispiele auf unser Handlungskonzept verweisen zu können. Es hat bereits die ersten Bewährungsproben hinter sich.
Wirklich spannend wurde es dann jedoch als Michael Grünberg, Vorstandsvorsitzender der jüdischen Gemeinde Osnabrück, die Führung in der Synagoge übernahm. So persönlich, so nah, so authentisch hatte noch kein Teammitglied zuvor Kontakt mit dem Judentum. Herrn Grünbergs Ausführungen waren spannend. Es war einfach, ihm zuzuhören. Die direkte Begegnung mit einer Thora-Rolle aus seinem Heimatort Sögel im Emsland zog alle Anwesenden in ihren Bann. Seine Beschreibung der praktischen Umsetzung des Schabbat zauberte Lächeln auf die Gesichter. Vom Judentum in seiner alltäglichen Ausprägung aus erster Hand zu erfahren, war wohltuend und für den Umgang mit Anfeindungen in der Schule absolut hilfreich. Manch Halbwissen oder nebulöse Vorstellung fand in Grünbergs Bericht eine Korrektur.
Das gesamte Team unserer Schule sagt von Herzen danke für die Zeit in der Synagoge. Wir wurden herzlich willkommen geheißen, verköstigt und durften unseren Horizont erweitern. Danke für Gastfreundschaft und Nähe Herr Grünberg, danke für theoretischen Background Herr Dr. Schober!
Die Fortbildung wurde organisiert und vorbereitet von unserer Antisemitismus-Beauftragten. DANKE!