Auf der Rathaustreppe in Osnabrück anlässlich der Verleihung des Preises für den Ersten Platz im Wettbewerb „375 Jahre Westfälischer Friede“ sprach Altbundespräsident Christian Wulff die Schülersprecher der Thomas-Morus-Schule an und bat sie, zu recherchieren, warum der Namensgeber der Schule im Osnabrücker Norden zum Patron der Politiker und Regierenden bestimmt worden sei. Die Schüler nahmen seinen Auftrag genauso ernst, wie Wulff sein Versprechen, sich die Erklärung in der Schule vor Ort anzuhören. Und so besuchte er die TMS am 6. November im Rahmen einer Schulvollversammlung und staunte nicht schlecht, als Schüler und Lehrer den englischen Politiker Thomas More live auf die Bühne brachten. In einem Anspiel wurde allen Anwesenden deutlich, dass der aufrechte Staatsmann, kirchlich Morus genannt, für seine Überzeugungen sogar seinen eigenen Tod akzeptierte. Dass Papst Johannes Paul II ihn im Jahr 2000 vorbildhaft allen Politikern und Regierenden anheimstellte, ist konsequent. „Lasst euch nicht verbiegen, steht für eure Überzeugungen ein. Seid aufrechte Verteidiger der Demokratie.“

In der Thomas-Morus-Schule sind Vollversammlungen nicht selten „Tage der Demokratie“. Auch Wulff stellte sich diesem langjährig eingeführten Format im Rahmen einer Talkshow. Er nahm Stellung zu den Fragen des Moderators und vor allen Dingen der Schüler. Schnell wurde jedem deutlich, dass hier ein „Elder Statesman“ mit unglaublicher Erfahrung und einer ebenso aufrechten Haltung wie Morus Stellung bezog. Der Altbundespräsident ist Verteidiger der Demokratie, mahnender Rufer an die Parteien, die Menschen nicht gleichbehandeln und bekennender Fan religiöser Erziehung. Die Schulgemeinschaft erlebte einen Menschenfreund, der sich für keine Frage und auch für kein Autogramm im Anschluss zu schade war. Dass er auf Anregung der Zehntklässlerin Emma Wittler Finanzminister Lindner einen Brief schreibt, um die gerade eingestellte Finanzierung des Engagements des Anne Frank Zentrums in Berlin noch vor den anstehenden Haushaltsverhandlungen des Bundestages zu retten, hilft. Wann, wenn nicht jetzt ist es entscheidend, sich als Schule mit unserer Vergangenheit im Sinne einer funktionierenden Gegenwart auseinandersetzen zu können?