Schulleiter Matthias Wocken vom 5. bis zum 8. Februar 2023

Es ist Sonntag gegen 9.00 Uhr. In der Aula stehen bereits zwei Stehtische mit Kaffeeutensilien und unsere Sammelecke für die zweite Spendenfahrt nach Berlin ist schon vor der offiziellen Abgabemöglichkeit am heutigen Vormittag von 10.00 bis 12.00 Uhr gut gefüllt. Viele Lehrer:innen und einige Familien unserer Schulgemeinschaft haben ihre Spenden bereits in den vergangenen Tagen hier abgelegt. Ich wollte eigentlich nur kurz schauen, ob es warm genug ist und vielleicht die erste Kanne Kaffee machen. Nun sitze ich aber doch kurz am Rechner, um unseren Blog zu starten, weil wir auch bei der zweiten Fahrt zur Unterstützung der Moabit-Hilfe so transparent wie eben möglich unterwegs sein möchten. Wir wissen von der letzten Fahrt, dass das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Spenden durch unser nahtloses Berichten groß war.

Thomas Schiffbänker schneit rein. Er ist selbstverständlich mit dem Fahrrad – aber natürlich heute bei dem Wetter auch klitschnass. Ich schwanke zwischen Respekt und selbst Schuld 😉 Ein bisschen kennzeichnet diese positive Sturheit “Ist mir doch egal, was für ein Wetter ist, ich fahre Rad!” auch seinen Biss in Richtung Berlin. “Mensch, die brauchen uns, lass uns wieder losfahren!”

Auch wenn ich es nun schon oft an der TMS erlebt habe, so bin ich doch immer wieder überrascht, wie groß die Spendenbereitschaft der Schulgemeinschaft das ein auf das andere Mal ist. Wow! Viele Familien, ehemalige Kolleg:innen und Freund:innen unserer Schule haben das sonntägliche Zeitfenster genutzt, um passgenau nach Bedarfsliste von “Moabit hilft” Spenden abzugeben. Unser Sammelplatz in der Aula ist voll! Wir sagen ganz herzlichen Dank für die vielen kleinen Gespräche am Rande. Wann ist sonst Zeit, sich in Ruhe auszutauschen? Unsere Kaffeekannen sind leer und die Keksteller restlos abgegessen – wunderbar 🙂

Um 11.45 Uhr schaute dann Herr Wübker von der Neuen Osnabrücker Zeitung vorbei und sprach mit gerade anwesenden Eltern, die mit ihrer Tochter zwei Pakete abgegeben hatten. Es ist eine ehrliche Freude, sowohl unserer Schülerin als auch den Erwachsenen beim Erklären unserer Aktion sowie noch viel mehr unseres Schulleitbilds zuzuhören. Danke, dass Sie und du unsere Idee von Schule so mittragen. Total klasse!

Auch das anschließende kleine Gespräch mit dem Journalisten über die Wahrnehmung aktueller Themen tat gut. Sowas müsste viel öfter sein.

Wieviel passt eigentlich in so einen 7,5 Tonner? Wir vermögen das nur schwer einzuschätzen. Fakt: Morgen kommen sicherlich noch weitere Kartons dazu. Es soll wohl irgendwie gehen…

Einen schönen Sonntag wünschen wir von dieser Stelle allen fleißigen Spenderinnen und Spendern.

Der Montag war terminlich so dicht, dass an ein paralleles Pflegen des Blogs nicht zu denken war. Zum Ende des Tages fand die zweite Runde “@tms” statt und Schüler:innen sowie Eltern haben sich mit dem Schulleitungsteam zur Frage “Was brauchen wir, um gut lernen zu können?” ausgetauscht. Wir sind erkenntnisreich ins Gespräch gekommen. Danke für die vertrauensvolle, offene Unterhaltung. Wir nehmen jede Erkenntnis mit in den fortlaufenden Schulentwicklungsprozess und kommen wieder auf Sie und euch zu.

Aber das nur zur Erklärung, warum hier einen Tag Ruhe herrschte 🙂

Als ich gestern Abend in die Aula schaute, war unser Spendenlagerplatz leer gefegt und der pünktlich von Kötter & Siefker angelieferte LKW fertig gepackt. Thomas berichtete mir von reichlich fleißigen Helfer:innen, die Karton für Karton auf die Ladefläche verfrachtet haben. Danke ihr Lieben!

Sowieso ist die “Berlin-Dynamik” im Haus spürbar. Ob es liebevolle Reisewünsche sind, der Hausmeister, der Know How und Manpower anbietet, die Sekretärinnen und mein Schulleitungsteam, die meine zwei Fehltage vordenken oder die vielen guten Wünsche aus dem Lehrer:innenteam, alle denken mit. Am liebsten sind mir allerdings die vielen Schüler:innen, die mich löchern, wann es denn losgeht und ob wir die Flüchtlinge, denen wir die Spenden nach Berlin fahren, persönlich kennen. So macht die Aktion aus unserer Sicht Sinn. “Die Schulgemeinschaft fährt nach Berlin”.

Ein guter Bekannter ruft an: “Ihr seid online! Die NOZ hat einen Artikel veröffentlicht.” Zwischen Tür und Angel komme ich zum Lesen. Danke Herr Wübker! Sie haben am Sonntag genau zugehört und unterstützen uns mit Ihren niedergeschriebenen Eindrücken sehr. Wahrscheinlich gehen auch einige der am Montag noch reichlich angelieferten Spenden auf ihr Konto.

Gestern Abend gepackt, jetzt den frischen Kaffee in den Thermobecher und dann können wir gegen 8.00 Uhr los. Wir sind gespannt!

Da schreibe ich wie selbstverständlich, dass der LKW gestern pünktlich ankam…

Liebe Firma Kötter & Siefker, vor allen Dingen, liebe Frau Kötter! DANKE für das schon fast selbstverständlich erscheinende Engagement! Wir wissen SEHR genau, dass das überhaupt gar nicht selbstverständlich ist. Der Vorgang hatte nach der ersten Fahrt nur schon einen Hauch von Routine. Verrückt! Was Sie möglich machen, ist beispielhaft.

So, 8.00 Uhr, es geht los! Noch herrscht Frost, aber die Vorhersage verspricht Sonne 🙂

Was soll ich sagen… Die Sonne scheint fast unverschämt schön. Ich habe mal ein Foto Höhe Porta Westfalica online gestellt. Die Autobahn ist nicht zu voll und das Navi sagt, dass 14.00 Uhr eine realistische Ankunftszeit sein könnte. Unsere Anlaufstelle in Moabit hat bis 16.00 Uhr geöffnet. Passt (hoffentlich)!

Nebenbei Nachrichten aus dem Erdbebengebiet in der Türkei und den angrenzenden syrischen Gebieten. Die immer weiter nach oben korrigierten Todeszahlen sind nicht zu ertragen. Ein LKW voller warmer Kleidung… Manchmal ertappe ich mich, dass die Gedanken langsamer sind als die Möglichkeit das Weltgeschehen überhaupt wahrzunehmen. Dieses aktuell spürbare Grübeln bei vielen Mitmenschen – erst gestern im Arbeitskreis “@tms” – begleitet unseren Alltag schon deutlich zu lange. Das war doch früher nicht so, oder? Ich weiß es auch nicht…

Kurzer Stau aufgrund eines LKW-Unfalls. Sowohl der Schaden als auch unsere Wartezeit waren sehr überschaubar. Wir sind bereits Höhe Braunschweig und es geht bestens voran.

12 km auf der Gegenfahrbahn bis Marienborn. Glück gehabt. Wir können ungehindert in die frostige Landschaft schauen. Lohnt sich 🙂 Und das Navi offenbart immer noch 14.00 Uhr als Ankunftszeit. Was wollen wir mehr.

Um allen besorgten Nachfragen zu begegnen, habe ich ein Foto unserer Bordversorgung eingefügt. Dank Thomas’ Vorbereitung sind wir vom Brot über Schnitzelvarianten bis hin zu immer noch heißem Kaffee bestens versorgt.

Es geht munter voran. Noch ca. 90 km. Mittlerweile sind die Felder grün und die Außentemperaturen weisen in Richtung plus. Meiner Ansicht nach schadet das für das spätere Ausladen nicht.

“Moabit hilft” Teil 1

Es ist 18.30 Uhr, das WLAN ist schlecht und nicht eines meiner gemachten Bilder lädt aktuell…

Aber, wir sind nach getaner Arbeit in der Jugendherberge Ostkreuz angekommen und haben unsere Zimmer bezogen. Uff 🙂

Gegen 14.30 Uhr waren wir tatsächlich am Ort des Geschehens und haben den ersten Teil unserer Spenden ausgeladen. Nachdem wir über verschlungene Umleitungen endlich auf das Gelände gelangt sind, auf dem auch das kleine Häuschen der Moabit-Hilfe zuhause ist (die Turmstraße ist nach wie vor eine einzige große Baustelle), begrüßte uns nach Vorfahren des LKWs Ralf. “Hi, wollt ihr was essen? Is gerade fertig, irgendwie arabisch, glaube ick.” Was nett… aber Thomas’ Schnitzel und Käsebrote gaben genug Kraft, um darauf zu bestehen, erstmal auszuladen.

Nach Umparken des LKWs – vielleicht optimaler, da die “Ameise” so über befestigtes Gelände zum Fahrzeug gelangen kann – geht es los. Eine Gruppe von Helfern kommt aus dem Gebäude gestürmt und ehe wir uns versehen, laden wir ab. Plötzlich kommt ein uns bekanntes Gesicht auf uns zu. Ronja! Sie umarmt uns herzlich und teilt lauthals mit: “Ihr Osnabrücker seid doch total bekloppt! Ähm, also positiv. Dass ihr tatsächlich wieder hier seid. Danke!”

Wir fühlen uns auf Schlag pudelwohl und klatschen uns im Sinne der Schulgemeinschaft der TMS ab. Alles richtig gemacht.

Auf unsere Frage, ob sie ahnen, wieviel wir dabei haben, ist die einhellige Aussage, sie hätten ja mit uns gerechnet. Ok, also LKW auf und los gehts.

Der nächste laute Ausruf erschallt: “Osnabrück! Nee, oder?” Doch, wir sind wieder da und die Schulgemeinschaft hat noch mehr gespendet als beim ersten Mal. Christiane, die Geschäftsführerin des Vereins (gut erkennbar an dem frisch aufgesetzten gespendeten Kopfschmuck) läuft auf uns zu. Stolz bemerkt Thomas: “Wir bringen nur Dinge, die auf eurer Top 10 der Bedarfsliste stehen. Alles verpackt und beschriftet.” Wir werden erneut herzlich gedrückt.

“War unser Häuschen eigentlich beim letzten Treffen schon renoviert?” Wir glauben nicht und staunen nicht schlecht, wie hell es in dem kleinen Altbau geworden ist. Im ersten Raum stehen nun Tischgruppen mit schönen Stühlen, die zum Verweilen und sicherlich zum Gespräch einladen. “Setzt euch, Essen kommt.”

Wahnsinn! Diese Menschen verstehen es, vermeintlich Fremde mit ehrlicher Herzlichkeit sofort für sich einzunehmen. Sie machen das nicht nur mit uns, sondern mit jedem Menschen, der das Gebäude betritt. Beeindruckend und vorbildlich.

Nach den ersten Ameisenfuhren winken die Helfer:innen ab. Mehr passt nicht in die Lagerräume vor Ort. Sie bitten uns, zu einem angemieteten “Lager-Storage” in Prenzlau zu fahren und dort weiter abzuladen. Während sie mir erklären, wo wir hinmüssen, sehe ich den ersten mitgebrachten Schulrucksack der TMS auf dem Rücken eines gerade eingetroffenen Flüchtlingsjungen. Ich muss grinsen. Alles richtig gemacht.

Einer der Helfer wird uns zugeteilt und wir machen uns auf den Weg zum Storage. Aber natürlich nicht, ohne dass wir vorher Fotos für alle Daheimgebliebenen machen. Macht Spaß mit den Mitglieder von “Moabit hilft”. Alle haben gute Laune und sehen absoluten Sinn darin, ihre Gesichter für unsere Schulgemeinschaft in die Kamera zu halten.

Ronja lässt sich von mir noch die Gutscheine und das gespendete Bargeld übergeben, klärt die Spendenquittungsmodalitäten und versichert, dass die Quittungen bei allen im Laufe der kommenden Wochen eintreffen. Einfach zugewandt und sehr unkompliziert.

Christiane möchte noch wissen, wie unsere Homepageadresse lautet. Sehr bereitwillig geben wir Auskunft und machen uns dann auf den weiteren Weg.

“Moabit hilft” Teil 2

Landsberger Allee 63 – dort liegt das Storage.

Einmal quer durch die Stadt – Sightseeing ganz nebenbei. Wir kommen vor einer großen Tordurchfahrt an. Ein junger Mann öffnet uns mit dem passenden Zahlencode den Zugang und tatsächlich sehen wir nach Einfahrt zwei Männer des Vereins wieder. Sie bedeuten uns, rückwärts vor einen Fahrstuhl zu fahren. Das Lager von “Moabit hilft” liegt im vierten Stock. Ok, Augen zu und durch. Erst jetzt merken wir, wieviel wir wirklich dabei haben. Die abzuladenden Kartons nehmen kein Ende. Einfach nur toll, was unsere Schulgemeinschaft an Spenden zusammengetragen hat.

Wir beladen geduldig Transportwagen um Transportwagen und genauso geduldig bringen die beiden Männer alles über den großen Fahrstuhl in den vierten Stock. Wir finden dieses ehrenamtlich Engagement einfach besonders. Beide sind gut drauf, höflich und zugewandt.

Es dauert eine ganze Weile bis der LKW leer ist und wir sind rechtschaffen groggy, als der letzte Karton mit uns gemeinsam nach oben fährt. Wir wollen kurz schauen, wie das Lager aussieht. Vom Rollstuhl über Spielzeug bis hin zum Hygienebedarf lagert dort alles. Beeindruckt verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Oder? Moment…

Wir sind nicht direkt zur Jugendherberge gefahren. Thomas war sich sicher, dass die Quadriga besser in Osnabrück aufgehoben wäre und so haben wir sie einfach kurzerhand abgeholt…

Und dieses “kleine bisschen Spinnen” schenkt uns die Freiheit, die in dem aktuell gespürten Kuddelmuddel super gut tut. Wir gehen jetzt was essen und danach mit dem Gefühl ins Bett, dass wir für eine Gemeinschaft aus Osnabrück nach Berlin gefahren sind, die weiß, was zählt. Danke, für jede Unterstützung in den vergangenen Tagen. Alles richtig gemacht (oder will man das vielleicht gar nicht mehr lesen… unser Gefühl ist es trotzdem :-)).

Guten Morgen Osnabrück

Ja, es ist schon 10.00 Uhr aber vorher war zu viel los… Nach einem tollen Frühstück um 7.00 Uhr in der Jugendherberge ging es nach dem Auschecken per Navi zur nächsten Tankstelle. Das Tanken mit doch einigermaßen langem LKW an einer Kiez-Tankstelle ist für uns an sich bereits ein Abenteuer, als dann der Wagen aber nach Betankung keinen Gang mehr einlegen wollte, machte sich ein wenig Ratlosigkeit breit und die Tankstelle hatte zumindest an unserer Säule für ein gewisses Zeitfenster keine Einnahmen mehr. Dank Fügung und einer sofort erreichbaren Frau Kötter ist es in der Rückschau lediglich eine weitere Episode unserer Tour 🙂

Ich schreibe nun in aller Ruhe auf der A10. Die Spenden sind abgeliefert und Thomas und ich reflektieren das Erlebte in geteilter Stille.

In Berlin ist dermaßen viel los. Und diese kleine aufrechte “Hinterhofcrew” in Moabit erhellt diesen täglichen Wahnsinn Tag für Tag mit echter Hilfe und aus unserem Erleben zugewandter Fröhlichkeit. Die gute Laune im Verein ist nicht gespielt, sondern authentisch. Mindestens 51% Spaß – da war doch was…

Gestern Abend in der Jugendherberge sprachen uns zwei Lehrerinnen aus Kitzingen (Baden Württemberg) an. Nachdem wir geklärt hatten, dass wir ebenfalls Lehrkräfte sind, fragten sie, mit welchen Klassen wir da seien. Die Verwunderung war groß, nachdem wir schilderten, was uns nach Berlin geführt hatte. Die beiden konnten nicht fassen, dass eine Schulgemeinschaft einen LKW mit Sachspenden gefüllt bekommt. Geschweige denn hätten sie vermutet, dass diese dann auch noch an den Brennpunkt des Geschehens gefahren werden. In solchen Momenten wird uns immer erst klar, was bei der Wahrnehmung aller kleinen Sorgen im Schulalltag bei uns so selbstverständlich gelebt wird. Vielleicht ist es doch auch in der aktuellen Zeit gar nicht so verkehrt, katholische Schule zu sein? Ganzheitlich denken und handeln, sich umfassend auf das Leben und die Welt einzulassen? In unserer Oberschul-Charta, die wir uns mit den anderen vier kirchlichen Oberschulen auf die Fahnen geschrieben haben, ist dieses Selbstverständnis in neun Punkten zusammengeschrieben. Sie machen Sinn, sie ermöglichen ein gutes Leben.

Gestern Abend nahm ich auf dem Rückweg vom Essen die “Zille-Schule” wahr. Ich habe die Bilder des Schuleingangs online gestellt. Grafitti auf jedem Zentimeter des Gebäudes. Die Maßstäbe, die an Schule angelegt werden, bestimmt wesentlich ihr Umfeld. Ich glaube, es lohnt, darüber nachzudenken und sich individuell ein Bild von der eigenen Schule zu machen. Nicht die Optik ist entscheidend, der Inhalt macht es aus. Ich würde gerne mal einen Tag bei den “Zilles” verbringen.

Danke für all die kleinen Nachrichten und Mails der vergangenen vier Tage. Wir haben uns über jede einzelne sehr gefreut und sind gerne in den Austausch gegangen.

Das Navi lässt hoffen, dass wir gegen 15.00 Uhr zurück in der Heimat sind. Ab dafür!

Allen Spenderinnen und Spendern ein ganz ganz herzliches “Vergelt’s Gott!” – alles richtig gemacht 🙂