Schulleiter Matthias Wocken am 18.12.2020

Elon Musk, u. a. CEO des Elektroautogiganten Tesla, antwortet auf die Frage des Axel Springer Journalisten Mathias Döpfner in der vergangenen “Welt am Sonntag” auf die Frage, was die wichtigste Erfindung der Menschheit sei: “Unsere Sprache, weil wir müssen kommunizieren können!”
Eine klare Antwort auf eine gar nicht so einfache Frage, finde ich. Und nachdem ich nun einige Zeit hatte, darüber nachzudenken, ob ich Musks Antwort teile, tue ich das heute hier. Ich glaube, neben noch weiteren Alternativantworten (Zeit, Rad, Ackerbau, Schrift, Elektrizität, …) ist Sprache schon elementar entscheidend für den Verlauf menschlichen Lebens auf unserer Erde.
In Schule merken wir tagtäglich, was für Probleme fehlende Sprachkompetenz für Schülerinnen und Schüler mit sich bringt. Kompetente Sprachfähigkeit ist eine der Grundlagen für ein gelingendes Leben.

Selten gab es in einem Kalenderjahr so viel sprachlich nötige Kommunikation wie im vergangenen. Sprachkompetenz war von allen Beteiligten in der Regelung der Corona-Pandemie durchgehend gefordert.
Im März legte ich frohen Mutes einen dünnen Leitzordner mit der Aufschrift “Covid-19” an und dachte, besser du sortierst alle Hinweise und Regelungen für die kommenden Wochen. Mittlerweile sind drei breite weitere Leitzordner gefüllt und auf digitaler Ebene sind, nach Datum sortiert, unzählige Schriftstücke archiviert. Hoffentlich haben all diese Buchstaben dazu geführt, dass sich möglichst wenige Menschen mit dem Virus infiziert haben.

Sprache ist das Mittel, was unserer Verständigung zugrunde liegt, aber Gesten und Symbole bekamen ab März einen ganz neuen Stellenwert.
Sie sind im Rahmen von Hygienehinweisen unerlässlich. Außerdem ist der pure Blick ein nicht unerhebliches Verständigungsinstrument geworden. Die Mund-Nasen-Bedeckung lässt andere Mimik gar nicht mehr zu.

Sprache orientiert sich an aktuellen Bedürfnissen: Massive digitale Kommunikation, Tutorials, Szenarios ABC, Lernen zu Hause, Corona-Leitfaden, Lockdown, umschichtiges Lernen in Hauptfächern, behutsam mit den Schülern umgehen, Pläne, Pläne, Pläne, Elternsprechtag zum Thema Corona-Kompensation, fünf Abschlussgottesdienste, keine Abschlussfeier, Coronatestungen, Quarantäne,  ein Brief nach dem anderen vom Kultusministerium, Alternativerntedankmarkt, IServ-Updates, Allerheiligen digital, iPad-Musterklasse, Praxistage und Forum gerade eingeführt und gleich wieder abgesagt, Präsenz oder nicht Präsenz, erster Advents-Youtube-Stream, Online-Konferenzen, Kohortenregelung, Digitalpakt, jamf, Hygienepläne, Schulhof BRAM, viermal Zeugnis, Sitzpläne, Besucherbuch, FFP2, lieber nicht singen und musizieren, Corona-Frühling, Herbstdepression, querdenken, Plexiglasschutz, ausgestellter Wasserspender, Stoßlüften, vulnerable Gruppen, Notbetreuung, …

Sprache ist der Schlüssel zum Zusammenleben. Sie kann von hart bis weich alles. Sie umgarnt, sie verletzt unendlich. Sprache ist Segen und Fluch. “Sprache ist die Kleidung der Gedanken.” Gut, dass wir sie haben und miteinander in Austausch gehen können.

Und damit schließt diese Kolumne für das Jahr 2020.
Auch wenn nicht immer Zeit war, sie aktuell zu füllen, war sie für uns Ventil und Anstoß zum Nachdenken.
Niemand muss sie lesen, Alle die es regelmäßig tun, seien herzlich gegrüßt.
Wir wünschen eine gesegnete Weihnachtszeit und einen ruhigen Übergang in das neue Jahr.
Danke für alle Begegnungen und Augenblicke der guten sprachlichen Kommunikation in den letzten aufregenden Monaten. Jeder Buchstabe war es wert!