Dienstag, 8. März 2022 – es geht los!

Am besten liest sich dieser Blog von unten nach oben 🙂

Liebe Lesebegleiter:innen!

Danke, dass ihr Lust hattet, unseren Buchstaben und damit der Spendenaktion der Thomas-Morus-Schule zu folgen und uns mit Feedback angespornt habt, weiter zu berichten.
Wir fahren gleich auf die A30 und schnuppern fast Osnabrücker Luft.
So ganz verinnerlicht haben wir unsere Reiseerlebnisse noch nicht.
Dafür waren die Eindrücke einfach zu vielfältig. Sicher ist jedoch, dass es richtig ist, zu machen und nicht zu zögern.
Die Spenden unserer Schulgemeinschaft helfen!
Hoffentlich schaffen es ALLE Nationen irgendwann, unseren so fragilen Frieden festzuklopfen. Dann bedeutet „machen“ automatisch „SCHÖNES machen“!

In Verbundenheit Thomas Schiffbänker und Matthias Wocken

14.30 Uhr – Alleringersleben

Zeit für eine kleine Statistik

850 km Autobahn

60 km innerhalb Berlins

Zwei Tankladungen

Zwei Paar Handschuhe

Vier Flaschen Mineralwasser

Tempomat außerhalb der Stadt konstant auf 85

24 Sonnenstunden

7 € Parkgebühren

und die Erkenntnis, dass ein Handy ein vollwertiges digitales Endgerät ist!

13.00 Uhr – nachdenkliches Mittagessen

Auf einem Autohof, gute 300 km vor Osnabrück, sitzen wir beim Mittagessen (wir posten besser kein Bild dazu ;-)) zusammen und versuchen, unsere gesammelten Eindrücke sacken zu lassen.

Jana hatte von einer neuen Qualität des Zusammenhalts der Deutschen gesprochen. Sie empfinde Zusammentreffen mit anderen Menschen gerade ausschließlich als Geschenk. In den letzten zwei Jahren sei das überhaupt nicht so gewesen.

Thomas Schiffbänker und ich sind uns sicher, dass unsere Treffen seit Sonntagmorgen mit Eltern, Kolleg:innen, Schüler:innen, Ehrenamtlichen, Rezeptionist:innen, Polizist:innen, Kellner:innen, Tankwart:innen und allen, die wir noch vergessen haben, absolut bereichernd waren.

Nur mal als Beispiel: Ein Polizist, der uns darin bestärkt, vor dem Tor der Französischen Botschaft gegenüber des Hotels Adlon zu parken und in Ruhe auszuladen, hat doch eine Ehrenmedaille verdient, oder?

Und Christiane, Jana, Ronja und Igor wären perfekte Partner:innen für eine Feierabendpizza.

Und das alles bei diesem Wetter…

Wir empfinden tiefe Dankbarkeit!

Liebe Schulgemeinschaft der TMS, eure Spenden sind ein Zeichen von Mitmenschlichkeit, die unsere Realität ganz dringend braucht.
Wir sind total dankbar, dass wir eure Hilfsgüter nach Berlin fahren durften.

10.00 Uhr – Turmstraße Moabit

Wir hatten eigentlich das Gefühl, die gestrigen Annahmestellen wären an Gewusel nicht zu toppen. Weit gefehlt!

Nach vielen Umwegen, öfterem LKW-Wenden und Sackgassen sind wir mutig durch eine Schranke auf das Gelände hinter das Institut für Rechtsmedizin der Charité gefahren. Direkt befanden wir uns in einer „Parallelwelt“. Diese merkwürdige Mischung aus wissenschaftlichen Abteilungen und gartenhausähnlichen Gebäuden hatten wir nicht erwartet. Auf Wegen, die definitiv nicht auf LKW ausgelegt sind, bewegten wir uns nach handgemalten Schildern zum „Haus R“. Was dann geschah, war wirklich besonders. Aus dem unrenovierten 50er Jahre Flachbau kommt eine gutgelaunte Frau auf uns zu und sagt: „Wollt ihr was trinken?“.

Gehofft hatten wir auf diese Empfänge schon gestern, aber es war vor Ort an Plausch einfach nicht zu denken.

Die nette Dame erklärt uns, dass hier bei ihnen „das wahre Leben tobt“. Zum Beweis erscheinen direkt noch mehr Menschen, die um Einlass in dieses viel zu kleine Haus bitten. Teils bringen sie Spenden, teils brauchen sie Hilfsgüter oder eine Asylberatung. Es geht laut zu. Ein Sprachengewirr.

Und plötzlich steht sie vor uns, Christiane Beckmann. Mit ihr hatten wir mehrfach telefoniert und geschrieben. „Da seid ihr ja wirklich!“, ruft sie uns entgegen. Noch einmal tauschen wir aus, dass unser Zusammentreffen im Leben unvermeidlich war, weil Christiane in Berlin in der Osnabrücker Straße wohnt und ihre Tochter in Osnabrück studiert. Wir lachen herzlich gemeinsam und die direkte, laute berliner Art der resoluten Dame steckt an.

Sie dirigiert eine Mannschaft von Ehrenamtlichen aus aller Herren Länder.

Um unsere Spenden einlagern zu können, muss in den Lagerräumen Platz geschaffen werden. Wir erkennen schnell, eigentlich passt gar nichts mehr rein. Christiane klärt uns auf, dass regelmäßig Container LKW vorfahren und so die Lagerkapazitäten von vorne beginnen.

Während wir für Platz sorgen, werden Hygieneartikel und Süßigkeiten an Wartende ausgegeben. Kaffee wird herumgereicht und Smalltalk geführt – so gut das in den verschiedenen Sprachen geht.

Uns wird Igor zugeteilt. Er soll per „Ameise“ die letzten Pakete verräumen.

Gemeinsam stapeln wir hoch und erleben, wie es immer voller und voller wird.

Mittendrin immer wieder Christianes Stimme, bestimmt, aber zugewandt.

Ronja, so stellt sie sich vor, kommt auf uns zu und nimmt den Karton mit den vielen Einkaufsgutscheinen entgegen. „Dafür mache ich euch eine Spendenbescheinigung fertig. Seid nicht böse, wenn ich dafür einige Tage brauche.“ In Anbetracht dessen, was wir hier gerade erleben, keine unerwartete Aussage.

Ronja könnte vom Alter eine Schülerin der TMS sein. Als wir sie gerade fragen wollen, wie sie an diesen Job kommt, hat sie schon die nächste Spenderin am Wickel.

Meine Güte, was ein Gewusel.

Wir bitten Christiane und Igor um ein gemeinsames Foto und beide sagen sofort, „für die Schüler machen wir das!“.

Und dann machen wir mit dem LKW Platz für das nächste Spendenauto.

Glücklich, aber ziemlich nachdenklich machen wir uns auf die Suche nach einer Ausfahrt vom Gelände.

„11.000 Ukrainer sollen es heute am Hauptbahnhof werden“, hatte uns Jana (eine Kollegin von Christiane) noch vor ihrer Abfahrt an den Hilfsstand am Bahnhof erzählt. Abends fiele sie seit zwei Wochen immer in komatösen Schlaf.

„Vielleicht sollten wir die LKW-Klappe schließen, uns ein paar Sessel reinstellen und Pizza bestellen. Mir würde das gerade total guttun.“, sagt sie und macht sich auf zum Hauptbahnhof.

09:00 Uhr – Guten Morgen nach Osnabrück

Wir sagen der Jugendherberge nach einem tollen Frühstück auf Wiedersehen und fahren an der East Side Gallery gen Berlin Moabit. Es ist erneut strahlend blauer Himmel und Berlin zeigt sich von seiner schönsten Seite. Wir melden uns gleich von der letzten Spendenannahmestelle (hoffentlich – ist mit LKW ein Erlebnis).

06:00 Uhr

Guten Morgen Berlin 🙂

18:30 Uhr – Köpenick

Wir sind am Quartier für die Nacht angekommen und gönnen uns vor Zimmerbezug ein kühles Getränk.
Der Tag war eine warme Dusche mit tollen Erlebnissen, aber vor allen Dingen tollen Menschen – sämtlich „Deutsch-Ukrainer“.
Unsere Spenden kamen genau richtig. Wir mussten lediglich zerbrechliche Gegenstände (z. B. Babynahrung im Glas) aussortieren, weil Hilfsmittel, die direkt an Geflüchtete an der ukrainischen Grenze gehen, die Fahrt auf angespannten Straßen nicht überstehen würden.
Diese Spenden gehen somit direkt an Geflüchtete, die bereits in Berlin sind.
Wahnsinn, was ein rasanter Tag mit irrealen Infos und Handlungen.

Ganz ehrlich, was geht es uns gut in Haste.
Wir haben nicht ein relevantes Problem!

16:30 Uhr – Berlin

Im tiefen Spandau wartet ein ukrainischer Verein in einem ansonsten als Kaminholzlager fungierenden Gebäude auf uns.
„Bitte einfach ausladen.
Der LKW zum Abtransport kommt gleich. Er bringt alles direkt in die Ukraine.“
Sofort hilft uns ein Mann beim Ausladen.
Wir belassen einige Dinge noch auf dem Wagen, die eindeutig für eine Annahmestelle bestimmt sind, die erst morgen öffnet.
Was ein Abenteuer! In Berlin waren es bereits 20 km…

15:30 Uhr – Berlin

Herausfordernd!

Übergabe der ersten Spendenladung vor dem Brandenburger Tor.
Circa 5-6 junge Leute der Ukraine Hilfe stürmen den LKW, sortieren, schauen in fast jeden Karton und nehmen alles, was sie brauchen können mit in die Einrichtung.
An der prominenten Stelle einen LKW zu parken war alleine schon abenteuerlich. Dank der Ruhe aller Beteiligten und der Polizei aber kein Problem.
Da wir gerade zur zweiten Übergabestelle fahren, bleibt nur schnelles Diktieren. Alles, was nicht mit Hygiene oder Hardware zu tun hatte, ist noch auf dem LKW verblieben und fährt mit uns zur zweiten bzw. dritten Übergabestelle.
Dafür geht es 16 km durch Berlin.
In Spandau wartet dann eine sehr nette Dame auf uns, die sich über alles freut, was wir anliefern. Wir sind gespannt was uns erwartet.

14.20 Uhr – Berlin

Gerade das erste Telefonat mit der ersten Spendenannahmestelle (Pilecki Institut) heute. „Bitte, bitte, Sie haben doch keine Kleidung dabei, oder?“ Nein, wir haben dank aller Spender:innen nach Bedarfsliste gepackt. Große Freude!

Wir sehen nun zu, dass wir in Richtung Brandenburger Tor kommen und bemühen uns um eine gute Dokumentation der Übergabe.

13.44 Uhr – Fläming

Geht doch, unter 100 🙂

Haben wir schon erwähnt, was für ein geniales Wetter gerade in Brandenburg ist?

Just hören wir, dass unsere Buchstaben tatsächlich gelesen werden. Ganz liebe Grüße aus der Fahrerkabine oder wie Herr Schiffbänker sagt „Fahrerlounge“.

In dieser Höhe über der Straße hat er den Überblick.

Nachdem vorhin seine Klasse 8d aus dem Unterricht anrief, ist ihm der Über- oder besser der Durchblick wichtig…

Wir beiden überlegen schon ernsthaft, ob wir von unserem Flachs schreiben dürfen, aber Humor hilft beim gedanklichen Bewältigen der augenblicklichen Nachrichten. Die Sorgen, die wir alle gemeinsam mit unserer Fahrt ein ganz klein wenig geringer werden lassen wollen, dürfen uns im Alltag nicht erdrücken.

Dachten wir vor zwei Wochen noch, dass die pandemische Lage drückt, so müssen wir jetzt erfahren, dass die Welt noch deutlich irrealer ticken kann.

Wie das alles geschehen KONNTE (typische Schüler:innenfrage im Geschichtsunterricht zur Zeit des Nationasozialismus‘)? Wir spüren gerade hautnah, dass es immer noch geschehen KANN.

Ja, und wir wissen, dass wir Konflikte, die in der Vergangenheit  nicht so nah waren, gut ignorieren konnten…

13.30Uhr – Theeßen

Seit geraumer Zeit überholt uns ein Polizeitransporter nach dem anderen.
Uns können sie nicht meinen, dann wären wir längst angehalten worden.
Der LKW läuft klasse und so ruhig, dass wir uns locker unterhalten können.
Auf den Vorschlag „Ich sehe was, was du nicht siehst“ von Herrn Schiffbänker bin ich aber nicht eingegangen.
Gerade mal gute 100km liegen noch vor uns.
Wir liegen bestens in der Zeit und die Spannung wächst, was uns in Berlin erwartet.

12.45  Uhr – Bornsted

Windparks wohin das Auge blickt. Auch hier sind die Gedanken plötzlich durch den Tagesbezug fokussierter. Es muss doch möglich sein, unsere in Deutschland erzeugte Energie in die Fläche zu bekommen.

12.10 Uhr – Helmstedt

Wer später gut ausladen will, muss auch was im Magen haben.
Wir essen also „gehaltvoll“ am ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang Marienborn.
Spannend, sich während des Essens über die eigenen Erfahrungen mit der DDR auszutauschen.
Die Gelegenheit und die Idee haben wir sonst nicht.

Dass Petrus uns dermaßen mit Sonnenschein unterstützt, empfinden wir als echtes Geschenk.

Jetzt gleich ist der Vormittagsunterricht an der TMS vorbei und es gibt auch bei euch was zu essen. Insofern macht unser Foto hoffentlich nicht zu neidisch 😉

11.45 Braunschweig

Blau/Gelb überall…

11:30 Uhr  – Peine

Gestern Abend meldete sich eine Fünftklässlerin über TEAMS.
Es tue ihr leid, dass sie ihre Spende nicht rechtzeitig abgegeben habe, aber es sei einfach keine Zeit gewesen.
Ob sie sie noch heute Morgen mitbringen könne?

Jetzt liegen die Spielsachen gut verpackt mit auf der Ladefläche 🙂

Ebenso bei uns ist ein Karton mit Geschäftsgutscheinen von Drogerie- und Lebensmittelmärkten. Die Spendenannahmestelle war begeistert als wir gestern berichteten, dass wir auch Gutscheine mitbringen. Das sei für sie in der Verteilung herrlich einfach.

11 Uhr – A2.

Dank Herrn Tiemann warten zwei Köstlichkeiten aufs Verzehren nach der Brotmahlzeit. Die Autobahn ist überschaubar voll. Wir kommen bisher gut durch.

Uns begleitet der Liveblog der Tagesschau zur Ukrainekrise. An den Autobahnraststätten sehen wir Spritpreise von oftmals 2,40 Euro.

10 Uhr – Bad Oeynhausen.

Am Sonntag und Montag hat uns eine tolle Elterntruppe durch die Aktion begleitet.

Wir schicken von der A2 ganz herzliche Dankesgrüße an:

Susanne Kötter, Daniela Stürenberg, Nicole Poske, Maren Raude und Martina Barlag!
Kuchen, LKW, Spendenaktionssortier-Know-How, Packkraft, gute Unterhaltung, aktueller Themenaustausch, Diesel!
Wir haben eine tolle Elternschaft!

Und dann war da die Reaktion der Firmenvertreter:innen aus unserem „Forum Betriebe und TMS“ nach der ersten Aufrufmail. Sofort gab es LKW- und Spendenangebote. Ein tolles Gefühl, dass dieses Netzwerk auch außerhalb berufsorientierender Themen trägt. Danke an Sie alle!

9 Uhr – die Fahrt beginnt.
Der vollgepackte LKW wird standesgemäß verabschiedet.

Zwei aufregende Tage liegen hinter uns und zwei weitere vor uns. Aus dem Gefühl „Wir müssen doch irgendwas machen“ ist echtes Handeln erwachsen.

Wir sind tief dankbar für die Unterstützungs- und Hilfsbereitschaft von Schüler:innen, Eltern, Mitarbeiter:innen und Lehrer:innen unserer Schule! Heute gehts zur Spendenannahmestelle für Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin. Die bedarfsgenaue Spendenbereitschaft der Schulgemeinschaft hat wertvolle Güter in unsere Aula gespült, die jetzt sicher auf dem gesponserten LKW der Firma Kötter & Siefker verstaut sind. Diesel ist ebenfalls gespendet im Tank und frischer Kaffee in der Thermoskanne. Die Sonne scheint überbordend und liebe Schüler:innen haben den LKW mit guten Fahrtwünschen winkend verabschiedet.

Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Guten!

Lieber Herr Wocken, lieber Herr Schiffbänker,

zwei TMS-ler in einem LKW mit unzähligen Spenden der Schulgemeinschaft Richtung Berlin.

Wie gut ist es, das aktuell wabernde Unsicherheitsgefühl vieler Menschen weltweit in handfeste Haster Unterstützung umzumünzen!

Dieses Zeichen der Unterstützung und Solidarität von der Bramstraße zum Berliner Hauptbahnhof wirkt nach innen und nach außen.

Sie sorgen damit für ein wenig TMS-Balsam auf diese so unglaublich an Leib und Seele geschundenen kleinen und großen Menschen aus der Ukraine.

In Gedanken und im Gebet nehme ich an der Aktion teil und bin sicher, dass dieser Lastwagen der Nächstenliebe „gut ankommt“.

Kompliment für diese Hilfesaktion der TMS!

Wie gut, dass man an der TMS  mit dem Guten rechnen kann.

Kommen Sie gut hin und zurück!

Herzliche Grüße

Maria Schwedhelm

Schulrätin i. K. der Schulstiftung im Bistum Osnabrück